
Bevor das heute als Schlossruine bekannte Dwasieden seine prunkvolle Vergangenheit erlebte, war es, wie so vieles auf Rügen, vor allem eines: unberührte Natur, bäuerliches Land und später eine strategisch gelegene Gutslage. Und Sassnitz? Das kleine Fischerdorf mit großem Namen entwickelte sich aus eher unscheinbaren Ursprüngen heraus zu einem beliebten Seebad.
Der heutige Ortsteil Dwasieden war ursprünglich gar kein eigenständiger Ort, sondern eine Gemarkung auf dem Land des Guts Lancken-Jasmund, das schon im 16. Jahrhundert erwähnt wird. Die spätere Bedeutung des Namens Dwasieden entstand erst, als Adolph von Hansemann in den 1870er-Jahren dieses Land erwarb und dort sein prachtvolles Schloss errichten ließ, das spätere „Schloss Dwasieden“.

Gleich nebenan entwickelte sich zur selben Zeit das Fischerdorf Sassnitz. Sassnitz ist deutlich älter und wurde erstmals 1584 urkundlich erwähnt. Noch älter ist der Nachbarort Crampas, der bereits 1398 auftaucht. Die beiden Dörfer wuchsen mit der Zeit zusammen, rein formell mit dem Zusammenschluss am 1. April 1906 zur neuen Gemeinde „Sassnitz“.
Der Name Sassnitz ist slawischen Ursprungs, so wie viele Ortsnamen auf Rügen. Er leitet sich vermutlich vom Wort sosna ab, das auf Polnisch „Kiefer“ bedeutet. Kein Wunder, die Gegend ist reich an alten Kiefernwäldern, die das Landschaftsbild bis heute prägen.
Auch Crampas (der heute ein Ortsteil von Sassnitz ist) hat eine interessante literarische Berühmtheit: Theodor Fontane benannte in seinem Roman „Effi Briest“ den „Major Crampas“ nach dem Ort, wenn auch nur lose inspiriert.

Der Name Dwasieden hingegen wurde erst mit dem Schloss bekannt, vor dem Bau war es lediglich ein Flurname. Heute steht der Name vor allem für die geheimnisvollen Ruinen inmitten eines verwunschenen Waldes, ein Ort, der Historie, Romantik und Verfall zugleich ausstrahlt.
Während Crampas als Bauern- und Sassnitz als Fischerdorf begannen, wurden beide Orte im 19. Jahrhundert zunehmend vom Bädertourismus geprägt. Die frische Seeluft, die Nähe zu den Kreidefelsen und die gute Anbindung lockten Reisende aus Berlin und anderen Großstädten an.
Durch den Bau des Schlosses Dwasieden kam kurzzeitig echter Glanz nach Jasmund, allerdings blieb die Pracht nicht von Dauer. Heute erzählen nur noch Ruinen von dieser Zeit. Sassnitz hingegen entwickelte sich weiter. Zum Fährhafen, zur Kurstadt und zum Zentrum für Jasmund-Liebhaber. (AR 05/2025)
Quellen
- Geschichte der Stadt Sassnitz: sassnitzerhausgeister.de
- Gutshaus Dwasieden / Schlossgeschichte: gutshaeuser.de
- Blogartikel & Ortschroniken: lostplacewunderland.wordpress.com
- Fusion Crampas + Sassnitz (1906): geschichte.ruegens.de
- Namensherkunft slawischer Orte auf Rügen: inselzeitung.de
- Sassnitz: wikipedia.org






















