Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / der historische Kontext

Geschichte aus Berlin-Neukölln und dem Rest der Welt

Kapitel 1 / der historische Kontext

Leben und Sterben im Steckrübenwinter

Das Geburtsjahr von Willi war geprägt durch den 1. Weltkrieg. Im Februar 1916 begann in Europa die Schlacht um Verdun, einer Kleinstadt im Nordosten Frankreichs am Ufer der Maas, ungefähr 150 km von Saarbrücken im Saarland entfernt. Schon in den ersten Monaten verloren hunderttausende Soldaten beider beteiligten Kriegsparteien, Franzosen wie Deutsche, auf dem Schlachtfeld ihr Leben. Bis Dezember 1916 und darüber hinaus gab es nur Verlierer. (1)

(1) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/verdun-1916.html

(1) https://www.was-war-wann.de/1900/1910/1916.html?utm_content=cmp-true

(1) https://chroniknet.de/extra/zeitgeschichte/1916-leben-zwischen-ersatz-und-dada/

Während in Berlin das Jahr 1916 anfangs noch von Normalität geprägt war und der Bär steppte wo es ging – im Theater, im Kino, bei Bällen oder am Wochenende bei Sportveranstaltungen – trieben bereits ab dem 5. März 1916 viele Molkereibesitzer ihre Kühe zu den Berliner Schlachthäusern. Der Grund dafür war, daß sie für das Rindfleisch mehr Geld bekamen als für die Milch, was dazu führte, daß in Berlin die Milch knapp wurde.

Nur eine Woche später, am 11. März 1916, verkündete in Berlin die deutsche Reichsregierung das „Kuchenbackverbot“. Wegen Mehlmangel wurde allen Konditoren das Handwerk gelegt und Mehl durfte nur noch zu Brot verbacken werden (2). Ab dem 20. März 1916, neun Tage nach Willi´s Geburt, wurden Kartoffeln streng rationiert und mit sogenannten Kartoffelkarten zugeteilt – fünf Kilo für Erwachsene mußten zehn Tage reichen, für Kinder die Hälfte im gleichen Zeitraum. (2)

(2) https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/vor-100-jahren-kam-der-hunger-nach-berlin

Dem „Steckrübenwinter 1916“ vorausgegangen waren folgenschwere Fehleinschätzungen der deutschen Reichsregierung um Kaiser Wilhelm II. Die Erwartung eines schnellen Sieges und der Illusion erlegen, die Kriegskosten auf die Verlierer abwälzen zu können, führte bei Kriegsbeginn 1914 dazu, daß plan- und maßlos mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgegangen wurde.

Im Sommer wurde den landwirtschaftlichen Betrieben Arbeitskräfte durch Mobilisierung entzogen und bis zu einer Million Pferde für die Armee beschlagnahmt. Die fehlenden helfenden Hände und Zugpferde im Herbst führten zu Ernteausfällen und einem Mangel an Düngemitteln.

Der Versuch der Reichsregierung, Preissteigerungen bei Lebensmitteln infolge Verknappung des Angebots durch Höchstpreisgrenzen und Rationierung entgegenzuwirken, scheiterte. Die Bauern brachten die Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Brotgetreide nicht auf Märkten in den Umlauf, sondern nutzten sie lieber als Futtermittel zur Produktion von teurem Schweinefleisch. So blühte der Schwarzmarkt und die Preise stiegen weiter. Um den völligen Zusammenbruch der Kartoffelversorgung in den industriellen Ballungsgebieten zu verhindern, wurde im Frühjahr 1915 das Abschlachten eines großen Teil des gesamten Schweinebestandes angeordnet. Auch dieser Versuch, eine Verbesserung der Versorgungssituation der Bevölkerung zu erzwingen, scheiterte. Das Schweinefleisch verschwand auf dem Schwarzmarkt, infolgedessen stieg der Preis für andere Fleischsorten in bis dahin unbekannte Höhen und die Molkereibesitzer trieben, wie eingangs erwähnt, ihre Kühe in die Schlachthäuser.

Die Steinmetzstraße hieß von 1874-1950 so, danach wurde sie in Kienitzer Straße umbenannt.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Kienitzer Straße (ehemalige Steinmetzstraße) Ecke Karl-Marx-Straße (ehemalige Bergstraße) (AR 01/2023
Kienitzer Straße (ehemalige Steinmetzstraße) Ecke Karl-Marx-Straße (ehemalige Bergstraße) (AR 01/2023

Die Stadt Kienitz ist in Brandenburg am östlichen Rand des Oderbruchs an der Oder gelegen. Am Morgen des 31. Januar 1945 überschritten Vorausabteilungen der Roten Armee die Oder und besetzten Kienitz. Damit war Kienitz der erste Ort auf dem Gebiet der späteren DDR, der von sowjetischen Truppen eingenommen wurde. Womöglich war das der Grund für die Umbenennung der Steinmetzstraße 1950. (3)

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Kienitz

Neuer Mann für Mutter und für mich einen echten Vater

Spandau, das bis 1903 als Festungsstadt in seinem Wachstum begrenzt war, erlebte nach der „Entfestigung“, durch die Industrialisierung ab 1830 begünstigt, einen außerordentlichen Wachstumsschub. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs in 1918 entwickelte sich Spandau zu einem bedeutenden Rüstungsstandort für das Deutsche Reich. Mit der Ansiedlung von Industrieanlagen ab 1897 durch Siemens und Halske im Nordosten Spandaus, wurde der Grundstein für einen späteren eigenen Ortsteil Siemensstadt gelegt. (4) (5)

(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Spandau

(5) https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560369-3558930-werksanlagen-siemensstadt.html

Am 1. Oktober 1920 erfolgte die Anbindung an Berlin, Spandau wurde Teil des 8. Bezirks von Berlin.

Brotsuppe, „63iger“-fahren und kotzen wie ein Reiher

Das heutige Soldin / Mysliborz liegt in Polen.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)
Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)

Schon in den 1920iger Jahren war die Späth´sche Baumschule als Traditionsbetrieb von 1720, weit über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannt. (6)

(6) www.spaethsche-baumschulen.de

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)
Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)
Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Gedenktafel am Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)
Gedenktafel am Hauptgebäude Baumschule Späth (Berlin-Treptow) (AR 03/2023)

Meine Anfrage bei den Berliner Verkehrsbetrieben ergab, daß sich die Tram 63 aufgrund der Länge der Strecke hervorgetan hat und sie viele Kopfbahnhöfe miteinander verband. Ein Kopfbahnhof ist ein Bahnhof, bei dem der Zug nur aus einer Richtung einfahren und in umgekehrter Fahrtrichtung wieder ausfahren kann. (7)

„Hannewackers“ Kautabak aus der Blechdose gibt es auch heute noch. (8)

(8) Hannewackers aus dem Snuffstore oder siehe ebay www.snuffstore.de

„Hört ihr nicht den Jäger blasen…“ ist ein bekanntes deutsches Volkslied. (9)

(9) https://www.volksliederarchiv.de/hoert-ihr-nicht-den-jaeger-blasen/

Umzug in die Hasenheide, Karstadt-Bau und ein rauchender Bär

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Eckhaus Hasenheide 119 vom Hermannplatz aus gesehen (AR 01/2023)
Das Eckhaus Hasenheide 119 vom Hermannplatz aus gesehen (AR 01/2023)

Die „Neue Welt“ ist ein damals wie teilweise heute noch beliebter Ort für Vergnügungssüchtige aller Bevölkerungsschichten. In den 1880iger Jahren begann die Saison meist nach Karfreitag um Ostern herum mit dem „Bockbierfest“, kombiniert mit Konzerten, die in der Regel von Militärkapellen bestritten wurden.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Im Hintergrund der Saalbau „Neue Welt“ von der Hasenheide aus gesehen (AR 01/2023)
Im Hintergrund der Saalbau „Neue Welt“ von der Hasenheide aus gesehen (AR 01/2023)

So um 1905 herum wurde ein erster großer Saal errichtet, der bis zu 2.000 Personen Platz bot. Fortan gab es auch Theateraufführungen und politische Veranstaltungen, viele Vereine und Verbände richteten dort ihre Weihnachtsfeiern, Sommerfeste und Branchentreffen aus. Die absoluten Gassenhauer jedoch waren das Bockbierfest und die Wahl des schönsten Damenbeins. (10) (11)

(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt_(Berlin)

(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Bockbier

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Giebelmalerei „Revuegirls in der Neuen Welt“ in der Donaustraße vom Parkdeck Lidl aus gesehen (12) (AR 01/2023)
Giebelmalerei „Revuegirls in der Neuen Welt“ in der Donaustraße vom Parkdeck Lidl aus gesehen (12) (AR 01/2023)

(12) https://wandbilderberlin.de/7125

Mit dem Aufstieg der NSDAP ab 1930 wurde die Neue Welt vermehrt zum Ort nationalsozialistischer Propaganda-Veranstaltungen, bei denen auch Joseph Goebbels auftrat.

Karstadt, das größte Warenhaus der Weimarer Republik, war mit 21 Rolltreppen und 20 Fahrstühlen bestens ausgestattet. Schon kurz nach der feierlichen Eröffnung am 21. Juni 1929 entwickelte sich das Dachgartenrestaurant zu einem Publikumsmagnet. Bei einsetzender Dunkelheit wurden die beiden Türme zur Sicherung des Flugverkehrs blau beleuchtet. (13)

(13) https://de.wikipedia.org/wiki/Karstadt_am_Hermannplatz

Der wirtschaftliche Aufschwung in den „Goldenen zwanziger Jahren“ verhalf auch der Lichtwerbebranche zu starkem Wachstum. Am Kurfürstendamm 211, auf dem Dach des „Haus Scharlachberg“ in Charlottenburg, entstand 1929 die damals größte Lichtwerbeanlage Europas. Bis zu 6.000 Glühbirnen auf einer Fläche von 360 qm machten die Nacht zum Tag. (14)

(14) https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Leuchtreklame_in_Deutschland

Kapitel 2 / der historische Kontext

Der alte Lehrer Appel, Dresche und ein Besuch bei Musik-Bading

Die „17. Gemeindeschule“, Weserstraße 12 Ecke Reuterstraße in Neukölln. (15)

(15) https://campusruetli.de/gems-gs-konzept/

Der Maulzwickel (16)

(16) Mit Maulzwickel ist die Mundharmonika gemeint – das Wort ist in Google nicht bekannt (Stand 6.12.2022)

Das Lieblingslied vom alten Lehrer Appel:

Mein guter Kamerad! (17)

(17) https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gute_Kamerad

Musikalienhändler Bading (18) in der Bergstraße 43 – der heutigen Karl-Marx-Straße 186.

(18) https://www.neukoellner.net/zeitreisen/institution-bading/

(18) https://www.lialo.com/blog/musikhaus-bading-in-berlin-neukolln/

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Eckhaus Musik Bading vor dem Brand 2016 (Lutz Röhrig / zeit-für-berlin.de )
Das Eckhaus Musik Bading vor dem Brand 2016 (Lutz Röhrig / zeit-für-berlin.de)

(Hier geht es zum Musikhaus Bading / Lutz Röhrig / zeit-für berlin.de)

Die siebensträhnige Peitsche mit der Stiefvater Max Willi verprügelt hat, war eine sogenannte „Deutsche Klopfpeitsche“. (19)

(19) https://de.wikipedia.org/wiki/Martinet_(Züchtigungsinstrument)

Die „Körperstrafe“ oder „Züchtigung“ diente der Disziplinierung und der Sanktionierung von sogenanntem „Fehlverhalten“ untergeordneter und abhängiger Personen wie z.B. Sklaven, Leibeigene, Lehrlinge, Ehefrauen und Kinder. In Deutschland wurde das Züchtigungsrecht der Eltern gegenüber ihren Kindern im Jahr 2000 abgeschafft. Durch eine Verschärfung des § 1631 BGB haben Kinder seitdem das ausdrückliche „Recht auf gewaltfreie Erziehung“. (20)

(20) https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rperstrafe

Taschengeld aufbessern, schräge Vögel und ein Hund namens „Seemann“

Was sind eigentlich Detektorenempfänger und wer ist die Firma Conrad? (21) (22)

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Radio Conrad in der Hasenheide 14-15 wurde im November 2022 geschlossen (Lutz Röhrig / zeit-für-berlin.de)
Radio Conrad in der Hasenheide 14-15 wurde im November 2022 geschlossen (Lutz Röhrig / zeit-für-berlin.de)

(Hier geht es zu Radio Conrad / Lutz Röhrig / zeit-für berlin.de)

(21) https://www.conrad.de/de/ueber-conrad/unternehmen.html

(22) https://de.wikipedia.org/wiki/Detektorempf%C3%A4nger

Zur Friedhofsmauer der St.-Jacobi-Gemeinde. (23)

(23) https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Jacobi-Kirchhof_I

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Haus auf dem Grundstück Mainzer Straße, welches an den Friedhof der St.-Jacobi-Gemeinde heranreicht (AR 02/2023)
Das Haus auf dem Grundstück Mainzer Straße, welches an den Friedhof der St.-Jacobi-Gemeinde heranreicht (AR 02/2023)
Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Haus auf dem Grundstück Mainzer Straße, welches an den Friedhof der St.-Jacobi-Gemeinde heranreicht (AR 02/2023)
Das Haus auf dem Grundstück Mainzer Straße, welches an den Friedhof der St.-Jacobi-Gemeinde heranreicht (AR 02/2023)

Die Mainzer Straße beginnt an der Berliner Straße (Karl-Marx-Straße) und endet bergaufwärts an der Jägerstraße (Rollbergstraße). (24)

(24) https://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Stra%C3%9Fe_(Berlin-Neuk%C3%B6lln)

Hier gibt es Informationen zur Gaststätte „Bank Börse“ in der Weserstraße (25), wo Karl Pfuhl laut in den Raum brüllte: „Heil Dir im Siegerkranz, Pellkartoffeln mit Heringsschwanz!“

(25) https://www.neukoellner.net/zeitreisen/von-kneipen-und-klausen/

Das „Sammellager“ für verhaftete politische Gegner der NSDAP, in der Kurt Pfuhl 1933 und 1934 eingesperrt wurde, war mitten in Oranienburg gelegen und historisch gesehen das erste Konzentrationslager in Preußen. (26)

(26) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Konzentrationslager_des_Deutschen_Reichs

(26) https://www.sachsenhausen-sbg.de/geschichte/1933-1934-konzentrationslager-oranienburg/

Die Erzählung meines Opas Willi zur streng geheimen und unterirdisch gelegenen Werkzeugfabrik in der heutigen Karl-Marx-Straße (27), bestätigte mir auf Anfrage ein Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), der mit der Geschichte der Berliner U-Bahn gut vertraut ist per eMail: „Tatsächlich gab es in dem genannten Tunnel unter der Bergstraße (heutige Karl-Marx-Straße) Rüstungsproduktion. Noch heute künden die ehemals weiß getünchten Tunnelwände von dieser Nutzung. Allerdings ist wenig darüber bekannt. Die Kriegsproduktion begann hier erst in der Hochphase des Zweiten Weltkrieges, also wahrscheinlich in den 1940iger Jahren. Gehört habe ich, daß hier für die Firma Henschel Flugzeugteile produziert worden sein sollen.“

Der Zeitungsstand auf dem Richardplatz

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Der „Zeitungsstand“ auf dem Richardplatz, heute ein Imbiss (AR 01/2023)
Der „Zeitungsstand“ auf dem Richardplatz, heute ein Imbiss (AR 01/2023)

Die Rote Fahne“ (28) – Abkürzung DRF – wurde am 9. November 1918 durch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründet und war zunächst das publizistische Organ des Spartakusbundes. (29)

(28) https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Rote_Fahne

(29) https://de.wikipedia.org/wiki/Spartakusbund

(29) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/revolution-191819/spartakusbund.html

Die „Welt am Abend“ (30) – von Willi Münzenberg (14.8.1889 – 21.10.1940), einem deutschen Kommunisten, Verleger und Filmproduzent. Mit dem Neuen Deutschen Verlag, seinen Zeitungen Welt am Abend, Berlin am Morgen und vor allem der Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) gehörte Münzenberg zu den einflussreichsten Vertretern der KPD der Weimarer Republik.

(30) https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Abend_(Berlin)

(30) https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiter-Illustrierte-Zeitung

Vorwärts“ (31) – eine 1876 in Leipzig als „Central-Organ der Sozialdemokratie Deutschlands“ gegründete Zeitung, ist bis heute die Parteizeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

(31) https://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/24352111/

(31) https://de.wikipedia.org/wiki/Vorwärts_(Deutschland)

Durch die Übernahme der Kontrolle über Presse, Rundfunk und Film erwirkten die Nationalsozialisten 1933 eine Gleichschaltung der Medien als Instrument der Propaganda nationalsozialistischer Ideologien. Sozialdemokratische oder kommunistische Presse wurde verboten. (32)

(32) https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/politik/gleichschaltung/gleichschaltung-der-presse

Stiefel, Stiefel, Du bist noch so jung und mußt schon sterben

Opel „Blitz“ – Pritschenwagen, Baujahr 1932 und Opel „Super 6“. (33)

(33) https://www.autobild.de/klassik/marken/opel/blitz/generation-1-1930/

(33) http://de.autoviva.com/opel_super_six_gen_1-photos/Baureihe/1774

Der Arbeitsdienst (Reichsarbeitsdienst – RAD). (34)

(34) https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/lebensstationen/ns_8.htm

Hitlerjugend (35)

(35) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ns-organisationen/hitler-jugend.html

Die Hitlerjugend wurde bereits 1926 als nationalsozialistische Jugendbewegung in Weimar gegründet. Aber erst mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in 1933 wandelte sich die HJ durch das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände von einer Parteijugend zur Staatsjugend. Fast ein Drittel der Jugend trat nach der „Machtergreifung“ freiwillig in die HJ ein, manche von ihnen sogar heimlich gegen den Willen ihrer Eltern, so wie mein Opa Willi. Waren 1932 nur rund 100.000 Jugendliche in der HJ organisiert, so stieg 1933 die Mitgliederzahl sprunghaft auf 2,3 mio.

Unsere Fahne flattert uns voran (36)

(36) https://de.wikipedia.org/wiki/Vorwärts!_Vorwärts!_schmettern_die_hellen_Fanfaren

Das vom deutschen Filmkomponisten Hans-Otto Borgmann (geb. 20.10.1901, gest. 26.7.1977) (37) in 1933 komponierte Lied wurde zur Hymne der HJ. (38)

(37) https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Otto_Borgmann

Als Willi 1932 in die Hitlerjugend eintrat, wurde Baldur von Schierach zum Leiter der HJ berufen (38).

(38) https://de.wikipedia.org/wiki/Baldur_von_Schirach

(38) https://www.dhm.de/lemo/biografie/baldur-von-schirach.html

Folgendes habe ich zum Jungkommunisten und „Überläufer“ Richard Hamann gefunden (39):

(39) https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/IG7Z7DHEIBC6AB4ACNZ5M6UCESGTDI25

(39) https://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de/midosasearch-gsta/MidosaSEARCH/i_ha_rep_84_a/index.htm?search=Strafvollzug&KontextFb=KontextFb&searchType=phrase&searchVolumes=selected&highlight=true&vid=i_ha_rep_84_a&kid=GStA_i_ha_rep_84_a_4_3_5_6_2_1&uid=GStA_i_ha_rep_84_a_I_HA_Rep_84a_Nr_51220&searchPos=183

Der „Horst-Wessel-Sturm“ (40) und der „Meikowski-Sturm“ (40) waren paramilitärische Kampforganisationen (Schlägertruppen) der SA, auch „Braunhemden“ genannt, die Zusammenstöße mit linksgerichteten Parteien provozieren sollten.

(40) https://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung

Horst Wessel (geb. 9.10.1907, gest. 23.2.1930), Sohn eines evangelischen Pastors, trat 1926 in die NSDAP und SA ein und entwickelte sich bis 1928 zu einer Führungsfigur der Berliner SA. Sein SA-Sturm galt als besonders brutal. Im Januar 1930 wurde Horst Wessel von Albrecht Höhler (1898 – 1933), einem Mitglied des Roter Frontkämpferbundes (RFB) angeschossen, dessen Verletzungen er noch im gleichen Monat erlag. (41)

(41) https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Wessel

(41) https://www.dhm.de/lemo/biografie/horst-wessel

Hans Eberhard Maikowski (geb. 23.2.1908, gest. 31. Januar 1933) ist schon früh wegen seiner antisemitischen Haltung aufgefallen und von der Waldorfschule geflogen. In der Zeit 1926 bis 1929 absolvierte er eine Lehre als Gärtner, war erster Fahnenträger der Berliner SA und gründete die „Arbeiterjugend Charlottenburg“.

Maikowski erlangte seine traurige Berühmtheit vom 20. Februar 1931 bis zu seinem Tod als Führer des SA-Sturms 33 in Berlin-Charlottenburg. Zahlreiche Morde an politischen Gegnern in den frühen 30iger Jahren sind seinem „Mördersturm“ zuzuordnen. Während eines Schusswechsels am 30. Januar 1933 im Rahmen eines Fackelzuges zur Feier der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, wurde Hans Maikowski angeschossen und erlag im Krankenhaus Westend seinen Verletzungen. (42)

(42) https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Maikowski_(SA-Mitglied)

Auf der anderen Seite gab es den „Spartakus-Bund“ (43), der sich Anfang der 1930iger Jahre aus verschiedenen Lagern und Parteien der Arbeiterbewegung zusammensetzte und in 1933 durch Adolf Hitler verboten und seinen Schergen zerschlagen wurde. Zehntausende Vertreter der Bewegung und Linksparteien wurden im Zuge dessen ermordet.

(43) https://de.wikipedia.org/wiki/Spartakusbund

(43) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/revolution-191819/spartakusbund.html

Und den 1924 durch die KPD gegründeten „Roter Frontkämpferbund“ (44). Sie waren uniformiert und bei Veranstaltungen und Kundgebungen traten Sie in Marschblocks mit Schalmeienkapellen und Fahnen auf. Die geballte Faust sollte stete Kampfbereitschaft ausdrücken.

(44) https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Frontkämpferbund

(44) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/roter-frontkaempferbund.html

Nachdem die KPD am 1. Mai 1929 trotz Untersagung durch die Behörden ihre traditionelle Maikundgebung in Berlin durchführte und es bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Mitgliedern zu 33 Toten kam, wurde die Organisation in der Weimarer Republik verboten. Der RFB agierte illegal weiter, die Rotfrontkämpfer lieferten sich bis zur Zerschlagung durch die Nationalsozialisten in 1933 mit den Angehörigen der Sturmabteilungen (SA) bürgerkriegsähnliche Saal- und Straßenschlachten mit zahlreichen Toten und Verletzten.

Strafexerzieren beim Arbeitsdienst

Der Arbeitsdienst (Reichsarbeitsdienst – RAD). (45)

(45) https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarbeitsdienst

Kapitel 3 / der historische Kontext

Ein ehemaliger Löwendompteur, der Sohn von der Buchhandlung Kühn und verschärfter Arrest

Zum Wehrdienst in der Wehrmacht (46):

(46) https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Soldat/Wehrdienst.htm

Über das 6. Panzerregiment in Neuruppin (47):

(47) www.pzrgt6.de/uber

(47) https://www.youtube.com/watch?v=XIdEy9hlKhY

(47) http://www.panzerbataillon24.de/TradVerb/PzRgt%206/PzRgt%206.htm

(47) https://picclick.de/Foto-Panzer-Regiment-6-Panzermodell-in-der-Kaserne-Neuruppin-382422942599.html

(47) https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Panzerregimenter/PR6.htm

(47) https://www.balsi.de/Weltkrieg/Einheiten/Heer/Schnelle%20Truppe/Panzertruppe/Regimenter/6-Panzer-Regiment.htm

(47) https://www.ebay.at/sch/i.html?_fsrp=1&_nkw=panzerregiment+6&_oaa=1

Die Panzer „1“ und „2“ mit 3,7 mm – Geschützen der Wehrmacht (48):

(48) https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerkampfwagen_I

(48) https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerkampfwagen_II

Die Buchhandlung Kühn in Neuruppin (49):

(49) https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_K%C3%BChn_(Buchdrucker)

Regimentskommandeur Ludwig Crüwell (50) war Oberst, hatte erst im Januar 1938 den Posten des Regimentskommandeurs übernommen und blieb auch nur bis zum Ende des Jahres, weil er dann die Führung der 3. Panzerbrigade für einen erkrankten Brigadekommandeur übernahm. Er galt bis zum Ende von Hitler und darüber hinaus als linientreu und brachte es bis zum kommandierenden General des Deutschen Afrikakorps (1941). Im Mai 1942 geriet Crüwell in britische Gefangenschaft, als sein Flugzeug während eines Erkundungsflugs abgeschossen wurde, aus der er 1947 entlassen wurde.

(50) https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Panzerregimenter/PR6.htm

(50) https://dewiki.de/Lexikon/Ludwig_Crüwell

Über das Übungsgelände für LKW und Panzer in Neuruppin (51):

(51) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Truppen%C3%BCbungspl%C3%A4tze_der_deutschen_Wehrmacht

(51) https://www.youtube.com/watch?v=XIdEy9hlKhY

(51) https://www.youtube.com/watch?v=ZlVufoafhyY

(51) https://www.maz-online.de/lokales/ostprignitz-ruppin/hurra-das-regiment-kommt-HLM4EKFUQ7CCQOVCUJADWKAF2M.html

Zwei Überfälle auf Polen und ein Nichtangriffspakt

An der polnischen Grenze stationiert, erlebte mein Opa Willi am Morgen des 1. September 1939 den Angriff Polens durch Deutsche Stuka (Sturzkampfflugzeuge). (52)

(52) https://de.wikipedia.org/wiki/Sturzkampfflugzeug

Kurz darauf „marschierte“ er mit seinem Panzerregiment über Frankfurt/Oder in Polen ein. Bereits einige Stunden vorher, um 4:45 Uhr, hatte das deutsche Linienschiff „SMS Schleswig Holstein“ in der Danziger Bucht (Ostsee) liegend das Feuer auf polnische Befestigungen der Halbinsel Westerplatte, ca. 15 km von der freien Stadt Danzig entfernt, eröffnet. Noch am selben Tag erklärte die deutsche Führung den Anschluß Danzigs an das Deutsche Reich. Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen hatte der 2. Weltkrieg begonnen. (53)

(53) https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Ueberfall-auf-Polen-1939-Beginn-des-Zweiten-Weltkriegs,kriegsausbruch102.html

(53) https://www.weltkrieg2.de/wehrmacht-kriegsgliederung-polenfeldzug/

(53) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/ueberfall-auf-polen-1939.html

Die Schutzstaffel, bekannter unter dem Namen SS, war eine nationalsozialistische Organisation in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, die der NSDAP und Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. In ihren Verantwortungsbereich fielen ab 1934 der Betrieb und die Verwaltung von Konzentrations, ab 1941 auch von Vernichtungslagern. Die SS war sowohl an der Planung, wie auch an der Durchführung des Holocausts und anderer Völkermorde, vorrangig beteiligt. Der erste Kampfeinsatz der SS erfolgte beim Überfall auf Polen 1939. (54)

(54) https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel

Polnische Reitersoldaten gegen Deutsche Panzer – ein Mythos? (55)

(55) https://www.sueddeutsche.de/politik/polen-zweiter-weltkrieg-1.2124860

Polen verfügte über schwedische Panzerabwehrkanonen (PaK-Geschütze), welche die Panzerungen der leichten Panzer I und Panzer II der Wehrmacht durchschlagen konnten. (56)

(56) https://de.wikipedia.org/wiki/Bofors_37-mm-PaK

Am 17.9.1939 marschierte die Rote Armee in Ostpolen ein. (57)

(57) https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/der-zweite-weltkrieg/203726/chronologische-uebersicht-der-zweite-weltkrieg/

Vorher, im August 1939, hatten die Außenminister des Deutschen Reichs und der UDSSR auf Anweisung von Hitler und Stalin ein „Nichtangriffspakt“ unterzeichnet und insgeheim die Aufteilung Nordost- und Südosteuropas zu ihren Gunsten beschlossen. (58)

(58) https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetische_Besetzung_Ostpolens

Mit dem Aufeinandertreffen Wehrmacht und Rote Armee am 18.9.1939 in Brest-Litowsk (dem heutigen Belarus), war der Deutsche „Blitzkrieg“ beendet und Polen erobert. (59)

(59) https://www.lpb-bw.de/beginn-zweiter-weltkrieg

Erna Jirasek aus Wien

Erna Jirasek war meine Oma mütterlicherseits, ihre Mutter hieß Hermine Anna, geborene Machacek. Hermine Anna war Büglerin und Näherin, ihre Eltern waren Sudetendeutsche (60) aus Böhmen in der Tschechoslowakei. (61)

(60) https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschböhmen_und_Deutschmährer

(61) https://de.wikipedia.org/wiki/Protektorat_Böhmen_und_Mähren

Der Vater von Erna hieß Karl Jirasek, war von Beruf Zuckerbäcker (Konditor), seine Eltern stammten aus Ungarn.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Erna mit ihrem Bruder Peter („Peterle“), der bei einer Gasexplosion in der Wohnung ums Leben gekommen ist (ca. 1934 / AR)
Erna mit ihrem Bruder Peter („Peterle“), der bei einer Gasexplosion in der Wohnung ums Leben gekommen ist (ca. 1934 / AR)

Erna wurde am 21.5.1921 in Wien geboren und wuchs in einer Zeit auf, in der Armut und Arbeitslosigkeit herrschte. Ihr Vater war schon über 10 Jahre ohne Beschäftigung. Im Hause Jirasek verdiente die Mutter Hermine Anna mit ihrer Tätigkeit als Büglerin das Geld.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Erna (schwarzes Kleid) am Baum lehnend mit Klassenkameradinnen beim Schlußausflug der Schulklasse in Kirchberg am Wechsel (Steiermark) im Juni 1935 (AR)
Erna (schwarzes Kleid) am Baum lehnend mit Klassenkameradinnen beim Schlußausflug der Schulklasse in Kirchberg am Wechsel (Steiermark) im Juni 1935 (AR)

Als Adolf Hitler mit seinen Truppen am 12. März 1938 in Österreich einmarschierte (62), war sie gerade mal 16 Jahre alt. Und als Hitler am Dienstag den 15. März 1938 auf dem Heldenplatz in Wien bei einer Kundgebung (63) erklärte: „Alle Menschen raus ins Reich, dort gibt es Arbeit genug!“, herrschte eine rege Aufbruchstimmung, die auch Erna erfasste. Sie war seit sie die Schule beendet hatte ohne Beschäftigung.

(62) https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/265958/vor-80-jahren-einmarsch-der-wehrmacht-in-oesterreich-wie-heute-dort-an-den-anschluss-erinnert-wird/

(63) https://www.mediathek.at/1938/heldenplatz/der-heldenplatz-am-15-maerz-1938/

(63) https://www.sueddeutsche.de/kultur/oesterreichs-heimkehr-ins-reich-die-opfer-die-jubelten-1.1618841

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Erna mit einer Freundin ca. 1938 (AR)
Erna mit einer Freundin ca. 1938 (AR)

Erna fälschte die Unterschrift ihrer Mutter und meldete sich noch im Sommer 1938 im Alter von 17 Jahren zusammen mit ihren Freundinnen bei den deutschen Besatzern als Arbeitsuchende. Sie wurde mit dem Zug nach Altruppin bei Neuruppin in Deutschland gebracht und fand schon bald Unterkunft bei einem Bauern in Wulkow.

Zur Arbeit ging es nach Grüneberg, ungefähr 40 km von Wulkow entfernt, wo sie bei der Silva Metallwerk GmbH, einer Munitionsfabrik, Kisten mit Munition für Flugabwehr und Panzer packen mußte. Die Silva Metallwerk GmbH war eine Tochtergesellschaft der Polte Armaturen- und Maschinenfabrik oHG in Magdeburg (64). Die Polte-Werke wiederum, gegründet 1873 als Metallgießerei und Armaturenfabrik, haben sich bis 1945 zu einer der größten Munitionsproduzenten der Welt entwickelt. Bei Kriegsende arbeiteten in allen Werken der Polter oHG rund 30.000 Menschen, die Hälfte davon in vier Fabriken in Magdeburg. Wie so viele Betriebe zu der Zeit in Deutschland, haben auch die Polte-Werke ausländische Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge herangezogen. Man kann davon ausgehen, daß deren Anteil an der Belegschaft bei Kriegsende bis zu 50% betragen hat (64).

(64) https://de.wikipedia.org/wiki/Polte-Werke /

Nicht selten wurden sogenannte KZ-Außenlager in Nähe der Produktions-standorte errichtet. Das erste Außenlager, welches im Auftrag der Polte-Werke errichtet wurde, war das in Grüneberg bei der Silva Metallwerk GmbH (65). Bei der Frage nach dem Jahr der Eröffnung gehen die Meinungen auseinander in 1941 und 1943 (66). Im Außenlager Grüneberg arbeiteten ausschließlich Frauen, die man aus dem ungefähr 60 km entfernten KZ Ravensbrück in der Uckermark deportiert hatte.

(65) https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Außenlager_Grüneberg

(66) http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-lager-1/1933-1945-lager-g/grueneberg-bei-oranienburg.html

In Ravensbrück (Uckermark) (67) ließ die SS ab 1939 das größte Frauen-Konzentrationslager auf deutschem Gebiet errichten. Im April 1941 wurde ein Männerlager angegliedert und im Juni 1942 kam in unmittelbarer Nachbarschaft das sogenannte „Jugendschutzlager Uckermark“ für junge Frauen und Mädchen dazu.

(67) https://www.ravensbrueck-sbg.de/geschichte/1939-1945/

Hier geht es zum „Bericht einer Überlebenden – Leokadja Pawlokawna, aufgezeichnet von Sonia Denkiewicz“. Leokadja Pawlokawna schildert darin ihre Erlebnisse als Gefangene im Lager Ravensbrück und der Munitionsfabrik in Grüneberg: https://dh-north.org/sjiberian_studies/publications/denkiewicz.pdf

Erna Jirasek heiratete Willi Skibb am 26. April 1940 in Neuruppin. Die beiden hatten drei gemeinsame Töchter:

Romana Skibb, geboren am 18.10.1940

Sonja Hermine Erna Skibb, geboren am 4.1.1946

Erika Skibb, geboren am 9.11.1949

Erna verstarb am 13.12.2017 in Berlin-Neukölln an Altersschwäche.

Tanzen bei Schimmelpfennig in Altruppin, ein Baby auf den Weg gebracht und Flitterwochen in Staaken

Willi und Erna Skibb verbrachten ihre „Flitterwochen“ drei Tage lang auf dem Grundstück Knöterichpfad 16 in Berlin-Staaken bei Mutter Hedwig und Stiefvater Max. Seine Eltern hatten gemäß Kaufvertrag vom 29.10.1938 für 4.240,75 RM das durch sie selber bebaute Grundstück Knöterichpfad von der Siemens-Wohnungsgesellschaft mbH erworben. Da ihnen 500 RM für ihre Eigenleistung angerechnet wurden, waren es nur noch 3.740,75 RM Restschulden. Davon übernahmen sie 2.700 RM Darlehensschuld des Trägers Siemens-Wohnungsgesellschaft mbH aus dessen Vertrag mit der Deutschen Bau- und Bodenbank, den Rest in Höhe von 1.040,75 RM bezahlten sie mit einem von Max in 1937 abgeschlossenen Kreditvertrag. Zu der damaligen Zeit nutzten viele Mitarbeiter von Siemens, wie Stiefvater Max, die Chance, vergünstigt Eigentum über die Siemens Wohnungsgesellschaft zu erlangen.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Seite 1 Kaufvertrag Grundstück Knöterichpfad - Okt. 1938 (AR)
Seite 1 Kaufvertrag Grundstück Knöterichpfad – Okt. 1938 (AR)
Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Letzte Seite Kaufvertrag Knöterichpfad - Okt. 1938 (AR)
Letzte Seite Kaufvertrag Knöterichpfad – Okt. 1938 (AR)

1943 zogen Erna, Willi und ihre erste Tochter Romana nach Berlin-Neukölln in die Altenbrakerstraße 6 (Sonja und Erika waren zu dem Zeitpunkt noch nicht geboren). Am 1. Dezember 1946 zogen sie vom Hinterhaus in eine größere Wohnung, in das 1. Obergeschoß des Vorderhauses. Nach der Geburt von Sonja im Januar 1946 benötigten sie dringend mehr Platz.

Dort blieben Erna und Willi bis zu ihrem Tod. Willi ist 1998 im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Diabetes-Erkrankung verstorben. Erna verstarb am 13.12.2017 an Altersschwäche.

Westfeldzug und Rückkehr nach Neuruppin

Da die Westoffensive im Mai/Juni 1940 (68) der Unterwerfung Frankreichs galt, wurde sie auch „Frankreichfeldzug“ genannt.

(68) https://de.wikipedia.org/wiki/Westfeldzug

(68) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/westoffensive-1940.html

Die Westoffensive begann mit dem Einmarsch in die neutralen Niederlande und weiter in das ebenfalls neutrale Belgien (69).

(69) https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Belgien

Die „Acht-Achter“ – Panzerabwehrkanone der Wehrmacht (70).

(70) https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerabwehrkanone

(70) https://www.welt.de/geschichte/article159069444/Wie-die-deutsche-Achtacht-zum-Mythos-wurde.html

Bei Hannut in Belgien (71) fand vom 12. – 14. Mai 1940 die größte Panzerschlacht während des Zweiten Weltkriegs statt.

(71) https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Hannut

(71) https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/westfeldzug-sichelschnitt-wehrmacht-frankreich-100.html

Zum Sieg über Frankreich im Juni 1940 (72).

(72) https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Besetzung_Frankreichs_im_Zweiten_Weltkrieg

(72) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/besatzungsregime-in-frankreich.html

(72) https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_des_Westfeldzuges_1940

Kapitel 4 / der historische Kontext

Umzug nach Berlin-Neukölln, ein Kaffeefest und Angst vor den Kettenhunden

Buckow, ein Ortsteil des Berliner Bezirks Neukölln ist ein alter Siedlungsplatz, der nach dem slawischen Wort buk (Buche) benannt wurde, und dessen Ursprünge bis in das Jahr 1225 zurückreichen (73).

(73) https://berlin.kauperts.de/Strassen/Buckower-Damm-12349-Berlin

Im Jahre 1932 haben Laiengärtner auf ehemaligen Ackerflächen Parzellen abgesteckt und den Kleingartenverein „Kolonie Goldregen 1932“ gegründet (74).

(74) https://www.kolonie-goldregen.de/

Das Rundfunk-Sinfonieorchester wurde im Juni 1925 gegründet und gab bereits am 18. Mai 1945 das erste Nachkriegskonzert im zerstörten Berlin (75).

(75) https://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunk-Sinfonieorchester_Berlin

Die Geheime Feldpolizei (GFP) (76) gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus innerhalb der Wehrmacht zu den Ordnungstruppen. Als „Kettenhunde“ wurden die den Ordnungstruppen untergeordneten Angehörigen der Feldgendarmerie und Feldjägerkommandos bezeichnet, die als Erkennungszeichen metallene Plaketten an einer Kette um den Hals trugen. Zum Ende des 2. Weltkrieges, mit dem Rückzug der Wehrmacht und der Zerschlagung ihrer Truppenverbände war die Fahndung nach Fahnenflüchtigen eine der wichtigsten Tätigkeitsbe-reiche der GFP. Gemäß einer Weisung Adolf Hitlers: „Der Soldat kann sterben, der Deserteur muß sterben“ drohte jedem Fahnenflüchtigen Tod durch Erhängung oder Erschießung.

(76) https://de.wikipedia.org/wiki/Geheime_Feldpolizei_(Wehrmacht)

(76) https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/verlauf/geheime-feldpolizei-gestapo-phantom-in-der-wehrmacht-bnd-100.html

(76) https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Ordnungstruppen/GFP-R.htm

Hitler begeht Selbstmord, die Rote Armee übernimmt Berlin und in Neukölln hausen die Mongolen

Nachdem am 30. April 1945 Eva Braun und Adolf Hitler Selbstmord im Führerbunker begingen und ihnen am 1. Mai Joseph Goebbels mit seiner Familie (Frau und fünf Kinder), ebenfalls im Führerbunker weilend, folgten, übernahm Großadmiral Karl Dönitz die Führung, wie es Hitler vor seinem Suizid schriftlich bestimmt hatte und setzte eine geschäftsführende Reichsregierung ein, die allgemein als „Regierung Dönitz“ bekannt wurde (77). Diese Reichsregierung hatte Bestand vom 2. Mai 1945 bis zum 23. Mai 1945, während ihrer Regierungszeit erfolgte die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht.

(77) https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Dönitz

(77) https://www.dhm.de/lemo/biografie/karl-doenitz.html

(77) https://de.wikipedia.org/wiki/Regierung_Dönitz

In der Nacht zum 7. Mai unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl in Begleitung von Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg und Major i.G. Wilhelm Oxenius (das i.G. steht für „im Generalstabsdienst“) die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen im Hauptquartier der westlichen alliierten Streitkräfte im Französischen Reims (78).

(78) https://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungslose_Kapitulation

(78) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/kriegsende-1945.html

Auf Drängen Stalins hin, der die Gültigkeit der Gesamtkapitulation nur bei Unterzeichnung durch den Oberkommandierenden der Roten Armee, Marschall Georgij K. Schukow anerkennen wollte, unterzeichneten Bevollmächtigte der Regierung Dönitz in der Nacht zum 9. Mai 1945 ein weiteres Mal eine Urkunde, mit der sie die bedingungslose Kapitulation vom 7. Mai ratifizierten (79).

(79) https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/kriegsende-1945.html

Zu diesem Zeitpunkt war Berlin schon in den Händen der Roten Armee. Am 2. Mai 1945 hatte General Helmuth Weidling (geb. 2.11.1891, gest. 17.11.1955) als letzter Kampfkommandant des Berliner Verteidigungsabschnitts befohlen, die Kämpfe zur Verteidigung der Hauptstadt einzustellen und unterzeichnete am gleichen Tag die Kapitulation seiner Truppen in Tempelhof (80).

(80) https://www.liberationroute.com/de/stories/225/helmuth-weidling

(80) https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Berlin

Anschließend rief er seine Truppen auf, die Waffen niederzulegen:

Am 30. April 45 hat sich der Führer selbst entleibt und damit uns, die wir ihm Treue geschworen hatten, im Stich gelassen … Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Jeder, der jetzt noch im Kampf um Berlin fällt, bringt seine Opfer umsonst …“

Später wurde Weidling von der Roten Armee gefangengenommen, nach Moskau übergestellt und wegen Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt. Er starb im November 1955 in einem russischen Kriegsgefangenenlager in der Stadt Wladimir, ca. 2.025 km von Berlin entfernt (81).

(81) https://harz-saale.de/general-helmuth-weidling-ritterkreuztrager-und-letzer-kampfkommandant-von-berlin/

Nach der Besetzung Neuköllns durch die Russen richtete die Russische Kommandatur im heutigen Amtsgericht ein Bezirksgericht ein (82).

(82) https://de.wikipedia.org/wiki/Amtsgericht_Neukölln

Bei der Frage, ob tatsächlich die Mongolen in Neukölln hausten, gehen die Meinungen auseinander. Im Forum des „Lexikon der Wehrmacht“ wird die Teilnahme der Mongolen bei der Besetzung Berlins durch die Rote Armee bestritten (83).

(83) https://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php?thread/64719-mongolische-truppen-in-der-roten-armee/

Dagegen gibt es auf der Plattform „Russia Beyond“ durchaus Hinweise darauf, daß vereinzelt auch mongolische Kampfverbände teilgenommen haben (84).

(84) https://de.rbth.com/geschichte/85490-sowjetischer-sieg-nazi-deutschland-mongolei

Im Sommer 1943 wurde mit Spendengeldern der mongolischen Bevölkerung die 2. Jagdstaffel, die sogenannte Mongolische Arat-Staffel, aufgestellt, Das Geschwader nahm an wichtigen Schlachten wie der Operation Bagration sowie an den Operationen in Berlin und Prag teil.

Darüber hinaus beteiligten sich zwischen 500 und mehreren Tausend mongolische Freiwillige an den Kämpfen gegen die Deutschen an der Ostfront. Die Befehlshaber der Roten Armee schätzten sie wegen ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Jäger und Reiter, so dass mongolische Freiwillige hauptsächlich in Kavallerieeinheiten dienten und erfolgreich als Späher und Scharfschützen eingesetzt wurden.

Willi: „Ich kann mich noch gut an die dicke Kohlenfrau von gegenüber erinnern. Die Mongolen standen scheinbar auf füllige Frauen und nahmen sie sich mehrfach vor. Ich hatte den Eindruck, als wenn sie darüber gar nicht so unglücklich war.“ (85)

Diesen Spruch von Willi möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen, weil ich ihn mehr als unglücklich gewählt empfinde und hoffe, daß er sich im Moment des Aussprechens über die Tragweite nicht bewußt war. Schätzungen gehen von einer halben Million bis zu zwei Millionen Frauen aus, die 1945 in Deutschland von Soldaten der Sowjetunion vergewaltigt wurden. Vorher, an der sowjetischen Front, hatten sich auch deutsche Soldaten gegenüber sowjetischen Frauen nicht zurückgehalten. Ganze Einheiten sollen in sexuelle Gewaltexzesse verwickelt gewesen sein.

Bis heute ist die sexualisierte Gewalt in Kriegssituationen eine schreckliche Nebenerscheinung. Als wenn der Krieg alleine nicht schon schlimm genug wäre (85).

(85) https://sicherheitspolitik.bpb.de/de/m1/articles/sexual-violence-in-armed-conflict

(85) https://www.frauenrechte.de/informationen/nachrichten-aktuelles/aktuelles-zu-frauenrechten-allgemein/2711-diese-maenner-habe-mich-zerstoert-sexualisierte-gewalt-gegen-frauen-in-konfliktsituationen

(85) https://de.wikipedia.org/wiki/Sexualisierte_Gewalt_als_Kriegsmittel

(85) https://medicamondiale.org/gewalt-gegen-frauen/sexualisierte-kriegsgewalt

(85) https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-journal/ukraine-kriegsverbrechen-russische-armee-sexualisierte-gewalt-vergewaltigungen

Kompensationsgeschäfte, Onkel Becker, zwei Säue und ein russischer Major

Am 1. Juli 1945, also 2 Monate nach der Roten Armee, trafen die ersten Truppen der Amerikaner und der Briten in der Stadt ein. Einen Tag später landete eine französische Vorausabteilung auf dem Flugplatz in Gatow. Die Sowjets zogen sich wie im Londoner Protokoll (86) festgelegt auf die östlichen Bezirke zurück.

(86) https://www.berliner-mauer.de/grundsteinlegung-1-sept-1939/exkurs-alliierte-konferenzen/londoner-protokoll

Neukölln, Kreuzberg, Tempelhof, Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf wurde von den Amerikanern besetzt, Charlottenburg, Spandau, Tiergarten und Wilmersdorf den britischen Truppen zugesprochen. Als letzte Besatzungsmacht übernahmen die Franzosen am 12. August die Kontrolle über ihren Sektor. Dieser setzte sich aus den Bezirken Wedding und Reinickendorf zusammen (87).

(87) https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/highlight-denkmale-der-alliierten/die-alliierten-in-berlin/berlin-unter-verwaltung-der-vier-maechte-1945-1948-646239.php

Berlin ist während des Kriegs vor allem durch Bombentreffer stark zerstört worden. Die Rote Armee ließ zuerst Straßen und Plätze vom Trümmerschutt befreien und sorgte dafür, daß bereits im Mai 1945 kleine Teile des öffentlichen Nahverkehrs wieder in Betrieb genommen werden konnten.

Die staatliche Lebensmittelversorgung ist bei Kriegsende vollständig zum Erliegen gekommen und die auf Lebensmittelkarten zu beziehende Nahrung war meist nicht ausreichend. Wie Willi waren viele Städter unterwegs, um sich mit sogenannten „Kompensationsgeschäften“ über Wasser zu halten. Sie fuhren in überfüllten Zügen, mit dem Fahrrad oder bewegten sich zu Fuß in der nahen und fernen Umgebung, um Hausrat, Kleidung oder Wertgegenstände gegen Lebensmittel zu tauschen (88).

(88) https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/highlight-denkmale-der-alliierten/die-alliierten-in-berlin/berlin-unter-verwaltung-der-vier-maechte-1945-1948-646239.php

(88) https://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/alltag/ueberlebensmittel.html

Das Weinhaus Huth, Potsdamer Str. 5 und Linkstr. 45 gehörte der Weinhändlerfamilie Huth, die sich im 19. Jahrhundert hier ansiedelte. Wegen des geplanten Flaschenlagers ab der dritten Etage wurde es als Stahl-Beton-Konstruktion errichtet und überlebte u.a. deshalb die Bomben des 2. Weltkrieges. In dem exklusiven Weinrestaurant in der ersten Etage verkehrten so bekannte Gäste wie Furtwängler, Sauerbruch und Adenauer. „Das Weinhaus Huth, das längst kein Weinhaus mehr ist, wurde 1912 gebaut. Es hat viel gesehen Im Laufe dieses Jahrhunderts, Kaiserzeit und zwanziger Jahre, Hitlers Aufstieg und Ende, Krieg und Endkampf um Berlin, Nachkriegszeit und den Aufstand vom 17. Juni 1953, Mauerbau und Mauerabriß, Carter, Kohl und Thatcher, Glanz und Elend am Potsdamer Platz.

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Haus Huth am Potsdamer Platz von der Linkstraße aus gesehen (AR 02/2023)
Das Haus Huth am Potsdamer Platz von der Linkstraße aus gesehen (AR 02/2023)

Das Haus Huth hat einen Balkonplatz in der Geschichte.“ – Aus „Das letzte Haus am Potsdamer Platz“ von Wolf Thieme, Knaur Taschenbuch Verlag (89).

(89) https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/gedenktafeln/detail/weinhaus-huth/626

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Das Haus Huth (rechts) am Potsdamer Platz von Alte Potsdamer Straße aus gesehen, Bildmitte der Kollhoff-Tower (AR 02/2023)
Das Haus Huth (rechts) am Potsdamer Platz von Alte Potsdamer Straße aus gesehen, Bildmitte der Kollhoff-Tower (AR 02/2023)

Kapitel 5 / der historische Kontext

Bei den Amis – vom Tellerwäscher zum Kraftfahrer

Vermutlich war die Großküche, in der Willi arbeitete, in der Turner-Kaserne (90) am Rande der Wohnsiedlung am Hüttenweg gelegen. Sie wurde 1951 mit Mannschaftsgebäuden und Werkstätten für die einzige US-Panzereinheit, die 2. US-Panzerdivision (90) in Berlin, errichtet.

(90) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_alliierten_Einrichtungen_in_den_West-Sektoren_Berlins

(90) https://www.liberationroute.com/de/pois/249/u-s-troops-occupying-berlin

Der Motor Pool der Amis war in den Andrews Barracks in der Finckensteinallee, einer ehemaligen auf Befehl von Kaiser Wilhelm 1873-1878 errichteten Preußischen Kadettenanstalt, die ab 1933 von der Leibstandarte SS Adolf Hitler genutzt wurde. Nach Übernahme der Amis 1945 – 1994 wurde die Kaserne nach Generalleutnant Frank M. Andrews umbenannt, der bei einem Flugzeugabsturz in Island ums Leben kam. Heute ist an dieser Stelle das Bundesarchiv beheimatet (91).

(91) liberationroute.com, bundesarchiv.de

Der Prälat wurde 1937 von dem Schweizer Architekten William Dunkel als Veranstaltungsort gebaut und blieb bis Mitte der 1950iger Jahre das beliebteste Tanzlokal der Westberliner (92).

(92) https://www.rbb888.de/themen/bauzombies-in-berlin0/tempelhof-schoeneberg/praelat-schoeneberg.html

Nachtschicht – diverse Clubs, vom Greifen und der Titania-Filmpalast

In der Zeit der Präsenz der amerikanischen Besatzungsmacht in Berlin von 1945 bis zum Abzug der Streitkräfte 1994 gab es eine Reihe durch die US-Streitkräfte betriebene Kultureinrichtungen, z.B. „clubs on base“ wie der Hi-Lite-Club in den Andrew Barracks, einem Offizierskasino, dem heutigen Bundesarchiv an der Finckensteinallee. Oder das Starlight Grove (EM Club) auf dem Gelände der McNair Barracks, dem ehemaligen Telefunken-Werk an der Goerzallee. Es gab aber auch außerhalb von Kasernengeländen gelegene Clubs, wie z.B. das Harnack-Haus, heute Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft (Ihnestraße) (93).

(93) https://www.harnackhaus-berlin.mpg.de/geschichte/offiziersclub-der-us-army

Herr Pauls vom Alliiertenmuseum Berlin berichtete mir, daß innerhalb dieses „Club-Systems“ zwischen drei Arten von Clubs unterschieden wurde: „Enlisted Men Clubs“ (EM-Clubs) – diese waren den Mannschaftsgraden zugänglich; „Non-commissioned Officers´Clubs“ (NCO-Clubs) – diese waren für Unteroffiziere gedacht; „Officers´Clubs – Offizierskasino / Offiziersmesse – diese waren für Offiziere und ihre Familien geöffnet (94).

(94) https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/obama-in-berlin/article117148893/Wofuer-West-Berliner-den-Amerikanern-bis-heute-dankbar-sind.html

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Der Titania-Filmpalast von der Schloßstraße aus gesehen (AR 01/2023)
Der Titania-Filmpalast von der Schloßstraße aus gesehen (AR 01/2023)

Mit dem Beginn der Tonfilmzeit wurde 1927/1928 in Steglitz der Titania- Filmpalast unter der Regie der Architekten Ernst Schöffler, Carlo Schloenbachund Carl Jacobi gebaut. Von außen zusammengesetzte, würfelförmige Baukörper, schlichte Fassaden, senkrechte Fenster und ein 30 m hoher Turm an der Ecke des Gebäudes, ganz im Stil der Architektur der 1920iger Jahre. Innen luxuriös ausgestattet, welches den Kinobesuch für bis zu 2.000 Besucher zu etwas Besonderem machte.

Erst bei einsetzender Dunkelheit offenbarte sich, worauf die Architekten abzielten: eine aufwendig gestaltete Lichtarchitektur als Symbol der pulsierenden Großstadt Berlin. Leuchtstreifen aus Opalglas und Neonröhren brachten den Baukörper weithin sichtbar zum Erleuchten. Leo Adler, ein zu der Zeit bekannter Architekturtheoretiker und Kritiker des Filmpalasts schrieb: „In der Verwendung neuzeitlicher Beleuchtungstechnik kann der Steglitzer Titania-Palast vorläufig wohl als Gipfelleistung bezeichnet werden.“ (95)

(95) https://www.visitberlin.de/de/titania-palast

Von Pellkartoffeln mit Heringsschwanz / Der Titania-Filmpalast Gutsmuthsstraße, Blickrichtung Schloßstraße (AR 01/2023)
Der Titania-Filmpalast Gutsmuthsstraße, Blickrichtung Schloßstraße (AR 01/2023)

Nach dem Krieg wurde der Filmpalast von der amerikanischen Besatzungsmacht für eigene Veranstaltungen bis Herbst 1951 beschlagnahmt (96).

(96) http://www.allekinos.com/BERLIN%20Titania-Palast.htm

Heute, nach mehreren Umbauarbeiten in den 1950iger und 1960iger Jahren ist bis auf die Fassade nicht mehr viel übrig geblieben vom legendären Prunk und Pomp des Titania-Filmpalasts.

Nach den ersten Luftangriffen der Royal Air Force auf Berlin im August 1940, beschloss die Führung des Deutschen Reiches ein Bunkerbauprogramm für die Zivilbevölkerung der Reichshauptstadt. Entsprechend der Norm M500 bot der Friedrich-Karl-Bunker in Tempelhof Platz für 500 Personen (97).

(97) https://karlshorst-history.tours/hochbunker-und-berlin-brigade/

Nach Ende des Krieges diente er als Lager für das hier stationierte Wachbataillon. Entsprechend der Erzählung von Willi wurden dort scheinbar auch Arrestzellen eingerichtet, wofür ich aber keinerlei Hinweise finden konnte: „In Handschellen wurde ich zur Vernehmung geführt und bekam drei Tage Arrest im Friedrich-Karl-Bunker in Tempelhof.“

In Karlshorst war die Pionier-Kaserne der sowjetischen Streitkräfte und die Botschaft der UDSSR ansässig (1945 – 1949). Dort wo seit 1994 das Museum Karlshorst ist, unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation (98).

(98) www.museum-karlshorst.de

Willi als V.I.P.-Fahrer und Treuegeld trotz Kündigung

Lucius Dubignon Clay (geb. 23.4.1898, gest. 16.4.1978) (99) wurde im Mai 1945 kurz vor der deutschen Kapitulation Stellvertreter General Eisenhowers, danach stellvertretender Militärgouverneur und stellvertretender Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Besatzungszone und des amerikanischen Sektors von Berlin. Im März 1947 wurde Clay als Nachfolger McNarneys selbst Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone und Befehlshaber der United States Army Europe and Africa. Er war auch der Initiator und verantwortlich für die Einrichtung der Berliner Luftbrücke 1948/1949. Im Juni 1949 schied er auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Dienst aus und kehrte in die vereinigten Staaten zurück. Seine anschließenden Berlinbesuche waren legendär, 1950 übergab er den Berlinern die Berliner Freiheitsglocke, in 1961 wurde er während der Berlin-Krise von Präsident John F. Kennedy als dessen persönlicher Vertreter nach Berlin entsandt.

(99) https://www.hdg.de/lemo/biografie/lucius-d-clay.html

Willi chauffierte General Clay des Öfteren in einem Mercedes 220 S. Ihm zu Ehren wurde am 1. Juni 1949 die damalige Kronprinzenallee in Clayallee umbenannt, weil er dort immer lang fuhr (100).

(100) https://de.wikipedia.org/wiki/Clayallee

Die „Zweite Berlin-Krise“ (die erste war die Berlin-Blockade vom 24. Juni 1948 – 12. Mai 1949, als Folge daraus kam es zur Versorgung der Berliner Bevölkerung durch die Luftbrücke der Westalliierten) wurde ausgelöst durch ein Ultimatum des sowjetischen Regierungs- und Parteichefs Nikita Chruschtschow, dem West-Berlin als kapitalistische Insel inmitten der DDR ein Dorn im Auge war. Seine Forderung lautete Abzug der alliierten Truppen aus Berlin und den Abschluß eines Friedenvertrags mit Deutschland (101).

(101) https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/mauerbau/zweite-berlin-krise.html

Im Juli 1961 setzt der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, John F. Kennedy gegenüber Chruschtschow durch, daß der freie Zugang nach Berlin, die Anwesenheit der Westmächte in der Stadt und die Freiheit der Bevölkerung West-Berlins bestehen bleibt. Damit wurde der Mauerbau im August 1961 möglich, der die Fluchtbewegung aus der DDR beendete.

Die „Criminal Investigation Division“ (CID) (102) ist die Kriminalpolizei der Armee, sie wurde während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) gegründet.

(102) https://www.cid.army.mil/

Der Gesetzentwurf, Wehrpflichtige für die Unionsarmee bereitzustellen, führte zu Protesten und Unruhen in der amerikanischen Bevölkerung, so daß sich der damalige Kriegsminister Edwin Stanton veranlasst sah, eine Polizeitruppe aufzustellen, die das Gesetz durchsetzt.

Die CID entwickelte sich zu einem Hauptkommando der United States Army, um auf allen Ebenen unabhängig ermitteln zu können. Die CID-Agenten sammeln Daten und Fakten eines Kriminaldelikts innerhalb der US-Army, bringen sie in eine logische Struktur und übergeben sie dann dem Kommandeur der Einheit oder direkt einem Staatsanwalt.

Die Militärpolizei (MP) (103) übernimmt die polizeilichen Aufgaben innerhalb der Militärorganisation, in den USA verfügen die meisten Teilstreitkräfte über eigene Militärpolizeitruppen.

(103) https://de.wikipedia.org/wiki/Militärpolizei

Seinen letzten Film „Kein Engel ist so rein“ drehte Hans Albers (104) im Dezember 1959 / Januar 1960 in den CC-Studios, Berlin-Spandau. Er verstarb noch im Premierenjahr am 24. Juli 1960 (die Premiere war am 18. Feb 1960 im Gloria-Palast in Frankfurt am Main). Hans Albers, geb. 22.9.1891 in Hamburg, gest. 24.7.1960 in Berg, Bayern war ein deutscher Schauspieler und Sänger, der als „blonder Hans“ zum Volksidol wurde.

(104) https://www.der-blonde-hans.de/berlin.htm

(104) https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Albers

Viktor de Kowa (105), geb. 8.4.1904 in Hohkirch bei Görlitz, gest. 8.4.1973 in West-Berlin war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler, Chansonsänger, Regisseur, Erzähler und Komödiendichter.

(105) https://www.deutsche-biographie.de/sfz44695.html

Ilse Werner (106) wurde am 11.6.1921 in Batavia, Niederländisch-Indien (heute Jakarta/Indonesien) geboren und starb am 8.8.2005 in Lübeck. Sie war eine deutsche Schauspielerin, Sängerin, Synchronsprecherin und Kunstpfeiferin. Ihre größten Erfolge erlebte sie mit Filmen während des dritten Reiches, die NS-Propaganda nutzte ihre große Popularität zur Truppenbetreuung für die Wehrmacht und für zahlreiche Unterhaltungsfilme. Erst ab 1960 konnte sie an ihre alten Erfolge anknüpfen, mit dem Schlager „Baciare“ feierte sie einen Welthit und erhielt 1986 und 1991 das „Filmband“ in Gold des Deutschen Filmpreises für besondere Verdienste und die selbstironische Darstellung einer alternden Schlagersängerin in der Komödie „Die Hello-Sisters“.

(106) https://www.dhm.de/lemo/biografie/ilse-werner

Zum Tod von John F. Kennedy am Freitag den 22. November 1963:

Bei uns in der Altenbraker Straße stellten viele Nachbarn als Zeichen der Anteilnahme brennende Kerzen in die Fenster.“ (107)

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schossen 10,5-Zentimeter-Haubitzen im Abstand 30 Minuten Salut (107) vor dem US-Heaquarter in der Clayallee.

(107) https://www.tagesspiegel.de/berlin/wie-west-berlin-um-john-f-kennedy-trauerte-3529684.html

Der Vietnam-Krieg begann 1955 und endete 1975. Am 5. Februar 1966 fand der erste Protest gegen den Vietnamkrieg in Berlin statt, bei dem bis zu 2.000 Demonstranten, überwiegend Studenten, am Amerika-Haus in der Hardenbergstraße vorbeizogen (108).

(108) https://www.tagesspiegel.de/berlin/studenten-gegen-die-schutzmacht-3623764.html

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