Der Lausitzer Kippenboden

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Als Kippenböden werden von Menschenhand gemachte Böden genannt, die aus um- und abgelagertem Lockergestein, sogenanntem Abraum (bergmännischer Ausdruck für das beim Abbau nutzbarer Gesteine oder Minerale unter oder über Tage in großen Mengen anfallende, für den Betrieb nicht brauchbare und daher abzuräumende Material) entstanden sind. Mit dem Aufschluß (die Erschließung einer Lagerstätte im Tagbau) geht die vorhandene Landschaft verloren und der ursprüngliche Boden mit seinen Eigenschaften wird zerstört.

Große Flächen mit Kippenböden kommen vor allem in Bergbaufolgelandschaften der Braunkohletagebaue vor. Dazu gehören die Lausitz, das Mitteldeutsche Revier, das Rheinland, Hessen und Bayern.

Der Abbau von Braunkohle in der Lausitz hat eine lange Tradition. Bereits 1870 gab es 22 Gruben im Raum Lauchhammer. Das waren Zeiten, in denen die Kohle an Hängen und Bruchrändern nahezu offen lag, so daß Hacke, Schaufel, Schubkarre, ein paar Tagelöhner und / oder Familienmitglieder ausreichten, um die Braunkohle abzubauen.

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Wer sich in den 1950iger Jahren mit den ehrgeizigen Modernisierungs- und Industriealisierungsplänen der SED beschäftigte kam zu dem Schluß, dass die rohstoffarme DDR auf die Förderung der Braunkohle angewiesen war. Es folgte der Ausbau der Lausitz zum Energiezentrum der ehemaligen DDR. Die Eingriffe in den Naturhaushalt waren schwerwiegend, aber aus Sicht der SED unvermeidlich.

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

1988 wurden in der ehemaligen DDR 310 Mio. t Braunkohle aus 17 Tagebauen im durchgehenden Drei-Schicht-Betrieb gefördert, die Braunkohle erreichte einen Anteil von bis zu 70 % am Primärenergieaufkommen der DDR.

Zum Vergleich die Produktionszahlen Braunkohle in der Lausitz 2022:

Jänschwalde: 11,1 Mio Tonnen

Welzow-Süd: 10,4 Mio Tonnen

Nochten: 14,5 Mio Tonnen

Reichwalde: 12,5 Mio Tonnen

Summe: 48,5 Mio Tonnen

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Produktionszahlen Braunkohle gesamt Deutschland 2022:

Rheinland: 65,3 Mio Tonnen

Lausitz: 48,5 Mio Tonnen

Mitteldeutschland: 17,0 Mio Tonnen

Summe gesamt Deutschland: 130,8 Mio Tonnen

Der Anteil der Braunkohle an der Stromerzeugung in gesamt Deutschland betrug 2022 ca. 20%.

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Auch wenn ab 1990 die Fördermenge von Braunkohle durch Veränderungen in der Energiepolitik und in der Energieträgerstruktur stark gesenkt wurde, ist Deutschland im Jahre 2021 weltweit gesehen immer noch einer der größten Braunkohleproduzenten. Bis heute (2021) haben die Lausitzer Braunkohletagebaue ca. 900 qkm Kulturlandschaft beansprucht (Gesamtfläche Lausitz: 11.727 qkm).

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Nach Auskohlung der Lagerstätten (nach erfolgtem Abbau der Braunkohle) geht es darum, aus den Kippensubstraten wieder lebendige Böden zu entwickeln. Von denen im Lausitzer Revier ca. 900 qkm ausgewiesenen Kippenflächen sind Stand 2018 ca. 65% wieder nutzbar gemacht.

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Vor 1990 wurden die für die Freilegung der Braunkohle abgeräumten Bodenschichten bunt durchmischt zur Verfüllung in den ausgekohlten Raum verkippt. Das hatte zur Folge, dass vormals tiefer liegendes, stark versauertes und schwefelhaltiges Material in die obersten Schichten gelangte. Das erhöhte den Aufwand der Rekultivierungsmaßnahmen zur Wiedernutzbarmachung.

Nach 1990 führten wissenschaftliche Erkenntnisse und Gesetzesvorgaben dazu, dass man immer mehr versuchte, nur noch kulturfreundliches Bodenmaterial für die obersten Schichten (ca. 2 Meter) zu verwenden. Diese und weitere Maßnahmen führten zu weniger Kippenflächen mit sauren Substratmischungen.

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)

Trotzdem kulturfreundliches Material an den Oberflächen verkippt wird, bleibt der Lausitzer Kippenboden schwieriges Terrain für die Rekultivierung. Die Böden sind überwiegend nährstoffarm und können nicht gut Wasser speichern. So sind im Laufe der Jahre Areale entstanden, auf denen sich die Kippenböden kleinflächig stark unterscheiden und meist trocken und nährstoffarm sind, mitunter auch kohle- und schwefelhaltig oder vernässt. Zwar eignen sich diese Flächen kaum für eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung, dafür aber sehr wohl als Vorrangflächen für den Naturschutz. Bleiben diese Areale für größere Zeitspannen sich selbst überlassen, bieten sie Lebensraum für stark spezialisierte Pflanzen und Tiere. Die Lausitzer Tagebaufolgelandschaften können so einen wichtigen Beitrag zur Biodiverstät in Deutschland leisten. (AR 06/2023)

(Quellen: library.fes.de, medienservice.sachsen.de, lr-online.de, leag.de, boden-des-jahres.de, bmel.de, sachsen.nabu.de, lfu.bayern.de, spektrum.de)

Kippenboden in der Lausitz / Deutschland (AR 06/2023)
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