Einleitung — worum geht es hier in diesem Beitrag?
Die jährliche UN-Klimakonferenz (COP) ist das politisch wichtigste Forum der Welt, um über die gemeinsame Antwort auf die Klimakrise zu verhandeln.
Doch Diplomatie allein reicht nicht aus, wenn Wälder brennen, Ernten ausfallen und Küstenstädte überflutet werden.
Deshalb ist es wichtig, die bisherigen Erfolge und Misserfolge der internationalen Klimapolitik nüchtern zu betrachten, und gleichzeitig zu zeigen, was zivilgesellschaftliche Gruppen und lokale Initiativen ganz praktisch leisten.
Ein Beispiel ist Klimaretten e.V. aus Köln, ein kleiner, gemeinnütziger Verein, der in Brasilien Bäume pflanzt und sogenannte Agroforstprojekte unterstützt. (Das sind Anbauformen, bei denen Bäume, Sträucher und Nutzpflanzen gemeinsam wachsen, was Böden stärkt, CO₂ speichert und Biodiversität fördert.)
Was Regierungen und Ministerien in internationalen Konferenzen oft nur beschließen, setzen Menschen wie sie im Alltag um.
Was ist die COP — kurz und klar erklärt
Die COP steht für Conference of the Parties, auf Deutsch „Konferenz der Vertragsparteien“. (unfccc.int)
Sie ist das jährliche Treffen der Länder, die die UN-Klimarahmenkonvention unterzeichnet haben. Diese Konvention ist das weltweite Abkommen der Vereinten Nationen, das seit 1994 die Grundlage der internationalen Klimapolitik bildet.
Seit 1995 (erste COP in Berlin) treffen sich dort Vertreterinnen und Vertreter fast aller Staaten der Welt, um sich über Ziele, Regeln, Maßnahmen und die Finanzierung im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel zu einigen.
Die COP ist also kein einzelnes Gesetz, sondern eine Art Weltforum, das den Rahmen für Klimaschutzpolitik setzt, Beschlüsse fasst und deren Umsetzung überprüft.
In diesem Jahr findet die COP30 vom 10. bis 21. November 2025 in Belém, Brasilien, statt – im Herzen des Amazonasgebiets.
Seit wann gibt es die COP und welche Meilensteine gibt es?
Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Etappen:
- 1995 — COP1 (Berlin): Beginn der jährlichen Verhandlungsrunden.
- 1997 — COP3 (Kyoto): Das Kyoto-Protokoll wurde beschlossen – die erste Vereinbarung, die Industrieländer rechtlich verpflichtet, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu senken.
- 2015 — COP21 (Paris): Das Pariser Klimaabkommen war ein Durchbruch: Fast alle Staaten der Erde einigten sich darauf, die Erderwärmung deutlich unter 2 °C zu halten – möglichst auf 1,5 °C. Jeder Staat legt dazu eigene Klimaziele fest, die sogenannten „Nationally Determined Contributions“ (NDCs) – auf Deutsch: nationale Klimabeiträge. Sie sind freiwillig, werden aber regelmäßig überprüft.
- 2021–2023, COP26 bis COP28: Fortschritte bei der Transparenz (also der Offenlegung, wie viel CO₂ wirklich eingespart wird) und der Klimafinanzierung (also wer wie viel für Klimaschutz zahlt).
Zum ersten Mal wurde 2023 bei COP28 auch der Begriff „Ausstieg aus fossilen Energien“ im Abschlusstext genannt. Außerdem wurde ein „Loss-and-Damage-Fonds“ geschaffen, ein Hilfsfonds für Länder, die bereits stark unter Klimafolgen leiden.
Diese Meilensteine zeigen: Die COPs haben wichtige politische und rechtliche Strukturen geschaffen.
Aber: Zwischen den großen Beschlüssen und einer tatsächlich sinkenden Menge an Treibhausgasen liegt noch immer eine große Lücke.
Quellen: unfccc.int, pmc.ncbi.nlm.nih.gov, www.cfr.org, pmc.ncbi.nlm.nih.gov
Was haben die COPs tatsächlich erreicht — konkret und belegbar?
1. Ein internationales Klimaschutzsystem:
Die COPs haben mit dem Kyoto-Protokoll und dem Pariser Abkommen ein weltweites Klimaschutzsystem geschaffen. Alle Staaten müssen regelmäßig über ihre Emissionen berichten, Fortschritte darlegen und neue Maßnahmen vorlegen.
2. Das Pariser Abkommen (2015):
Es gilt bis heute als das wichtigste internationale Klimaabkommen. Es verpflichtet alle Länder, Klimaziele zu formulieren und regelmäßig zu verschärfen. Der „1,5-Grad-Pfad“ ist damit offiziell Teil des globalen Konsenses.
3. Mehr Offenheit und Kontrolle:
Inzwischen müssen Länder transparenter berichten, wie viel sie tatsächlich reduzieren. Diese Regeln zur Überwachung und Berichterstattung (englisch „Monitoring, Reporting and Verification“) sollen Vertrauen schaffen.
4. Finanzielle Unterstützung:
Es wurden Fonds gegründet, etwa der Grüne Klimafonds – über den reichere Länder ärmere Staaten beim Klimaschutz und bei der Anpassung an Klimafolgen unterstützen. Der neue Loss-and-Damage-Fonds soll zudem direkte Hilfe bei klimabedingten Schäden leisten.
5. Politische Signalwirkung:
Jede COP setzt politische Signale: Regierungen, Unternehmen und Finanzmärkte reagieren auf die dort beschlossenen Ziele. Investitionen in erneuerbare Energien oder neue Technologien nehmen zu, auch wenn das Tempo zu langsam ist.
Quellen: unfccc.int, www.cfr.org, pmc.ncbi.nlm.nih.gov, time.com
Woran sind die COPs gescheitert — und warum reichen Beschlüsse nicht aus?
1. Die „Ambitionslücke“:
Viele Länder tun zu wenig. Selbst wenn alle aktuellen Klimaziele eingehalten würden, würde die Erde sich noch immer um etwa 2,4 bis 2,8 Grad erwärmen – deutlich über dem 1,5-Grad-Ziel.
2. Geldfrage ungeklärt:
Reiche Länder haben zwar versprochen, jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar für ärmere Länder bereitzustellen, tatsächlich wird dieser Betrag oft nicht erreicht. Das führt zu Misstrauen und Streit über Verantwortung.
3. Keine echten Strafen:
Das Pariser Abkommen setzt auf Freiwilligkeit und gegenseitigen Druck, nicht auf Sanktionen. Staaten können also ihre Ziele verfehlen, ohne Konsequenzen zu fürchten.
4. Zu wenig Verbindung zwischen Klimaschutz, Naturschutz und Landwirtschaft:
Waldschutz, Artenvielfalt und Ernährung hängen eng mit dem Klima zusammen, werden aber oft getrennt behandelt. Das erschwert gemeinsame Lösungen.
5. Zeitdruck:
Politische Prozesse dauern Jahre, während sich das Klima weiter verändert. Regierungen denken oft in Wahlperioden, nicht in Generationen.
Kurz gesagt:
Die COPs schaffen Strukturen und Regeln, aber sie setzen sie zu langsam und zu zögerlich um.
Quellen: www.brot-fuer-die-welt.de, www.cfr.org, www.germanwatch.org, www.newyorker.com
Warum das kein individuelles Versagen ist — sondern ein Systemproblem
Die internationalen Klimaverhandlungen bewegen sich in einem Netz aus wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen:
Regierungen wollen die eigene Wirtschaft schützen, Industrien fürchten Einbußen, und internationale Solidarität bedeutet immer auch, Ressourcen zu teilen.
Das führt dazu, dass technische Fragen, etwa wie Emissionen gemessen oder Fonds verwaltet werden, schneller gelöst werden, als politische Fragen: Wer zahlt, wer handelt zuerst, und wer trägt Verantwortung?
Klimaretten e.V. (Köln) — wer sie sind, was sie tun, und warum das wichtig ist
Wer ist Klimaretten e.V.?
Klimaretten e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Köln. Er wurde etwa 2019 gegründet und arbeitet eng mit lokalen Partnern in Brasilien (Bundesstaat Bahia) zusammen.
Das Ziel: Wiederaufforstung und Aufbau von Agroforstsystemen, die Umwelt, Klima und Menschen zugleich helfen.
Was der Verein konkret leistet:
- Aufforstung und Agroforst:
Der Verein pflanzt Bäume gemeinsam mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Dabei werden Nutzpflanzen wie Kakao oder Obstbäume mit Schattenbäumen kombiniert. Das verbessert die Böden, bindet CO₂ und schafft Einkommen. - Bildung und Gemeinschaft:
Klimaretten schult lokale Menschen in nachhaltiger Landwirtschaft, stärkt die Dorfgemeinschaften und zeigt, wie ökologische und ökonomische Ziele zusammengehen können. - Transparenz und Vertrauen:
Da der Verein klein ist, können Spender:innen direkt nachvollziehen, wohin ihr Geld fließt. Auf der Vereinsseite sind Projekte, Partner und Konten offen einsehbar.
Quellen: www.klimaretten-selbermachen.com, climatenarratives.org
Warum das relevant ist – und was es mit der COP verbindet
Die COP-Konferenzen verhandeln über die großen politischen Fragen:
Wie viel muss jedes Land tun? Wer bezahlt wofür? Wie messen wir Fortschritt?
Klimaretten e.V. handelt dagegen lokal, schnell und konkret.
Während Regierungen noch um Begriffe ringen, pflanzen sie Bäume, fördern Bildung und stärken Menschen, die direkt vom Klimawandel betroffen sind.
Das unterscheidet beide, und verbindet sie zugleich:
- Die COP steht für globale Vereinbarungen,
- Klimaretten e.V. für praktische Umsetzung im Kleinen.
Beide Ebenen brauchen einander. Ohne globale Rahmenbedingungen fehlt die politische Kraft, ohne lokale Umsetzung bleiben internationale Beschlüsse leere Worte.
Quellen: climatenarratives.org
Klaro — zwei Ebenen, ein Ziel
Die COP30 in Brasilien ist ein Symbol: Sie findet mitten im Amazonas statt, in einer Region, die wie keine andere für den Zustand unseres Planeten steht.
Doch die eigentliche Arbeit geschieht nicht nur auf den Konferenzbühnen, sondern in Wäldern, Dörfern und Gemeinden. Dort, wo Menschen wie die von Klimaretten e.V. jeden Tag zeigen, dass Wandel möglich ist.
Globale Politik schafft die Regeln, lokale Initiativen füllen sie mit Leben.
Quellen: www.cfr.org
Weitere Quellennachweise:
Paris Agreement (UN, 2015):
https://unfccc.int/process-and-meetings/the-paris-agreement
IPCC 6th Assessment Report (2023):
https://www.ipcc.ch
Reuters / The Guardian / Euronews – Berichterstattung zu COP28 und COP30-Vorbereitung (2023–2025)
Germanwatch (2025): „Klimafinanzierung und internationale Verantwortung“
